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Neu Denken

Dr. Julian Hosp

Neu Denken

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Müssen wir das?

Können wir das überhaupt?

Es gibt viele Dinge, die wir nicht für möglich gehalten haben. Wir durchqueren eine kulturell einmalige Grenzlinie zwischen Natur und Künstlichkeit. Wir könnten sowohl unsere Spezies beenden, als auch das Tor zu einer neuen Wirklichkeit öffnen.
Künstliche Intelligenz, Biotechnologie, Kryptowährungen, die Chinesische Herausforderung und das gute Leben:

Brauchen wir den Transhumanismus?

Seit Platon haben wir das in der westlichen Kulturgeschichte vorherrschende Menschenbild einer immateriellen Seele und eines materiellen Körpers. Das dualistische Denken durchzieht unsere Kultur und hat unsere Verfassungen geprägt.
Durch Darwin und seine Evolutionstheorie hat schrittweise ein neues Denken stattgefunden. Der Mensch als evolutionäres Wesen, das sich in einem kontinuierlichen Prozess des Wandels befindet.
Dieses Denken kommt Transhumanisten zu gute. Transhumanisten sind überzeugt, dass sich der Mensch mit Hilfe der Technik auf allen Ebenen seines Seins, sowohl auf körperlicher, geistiger und emotionaler Ebene, verbessern kann. So könnte auch die Intelligenz des Menschen gefördert werden und ihn von seinen barbarischen Strukturen befreien.

Letzteres erscheint mir besonders sinnvoll, denn das hieße dann: Nie mehr Krieg, Ausbeutung und Versklavung. Zugegeben – es klingt nach Idealisierung, denn die technische Aufrüstung des Menschen birgt große Gefahren, wie wir alle wissen. Jedoch ein Ausstieg aus dem technischen Zeitalter ist keine realistische Option.

Seit wir wissen, dass sich der Mensch nur graduell von anderen Lebewesen unterscheidet, fordern immer mehr Wissenschaftler und Philosophen ein neues Menschenbild. Unsere selbsternannte Stellung als Krone der Schöpfung können wir nicht länger aufrecht erhalten. Deshalb die Forderung, bescheidener zu werden und ein paar Schritte zurück zu treten,  auch wenn es vielen von uns sehr wehtut. Die Abkehr vom dualistischen ontologischen anthropozentrischen Denken, ist die zentrale Voraussetzung zum neuen Denken. Wir sind dazu aufgefordert, eine neue moralische Bescheidenheit zu praktizieren und stehen vor einem Riesenberg von Fragen.
Die Frage nach den Voraussetzungen für den moralischen Umgang mit Mensch und Maschine, sowie Menschenaffen und Tieren im allgemeinen, ist das philosophische Herzstück für die Aufgabe, wie wir mit den neuesten Techniken umgehen sollten. Jede Woche überschwemmen sensationelle Nachrichten die Presse: Genome Editing, Cyborgisierung, Mind Uploading und künstliche Intelligenz machen es uns möglich in die Evolution einzugreifen und diese zu beschleunigen.

Was ist jedoch möglich?
Wohin wollen wir?
Wie sollen wir uns weiter entwickeln?
Wie steht es um die Demokratie angesichts einer ständig zunehmenden Überwachung?

Stichwort: Internet Panoptikum und die Auflösung der Privatheit  
Wie verhalten wir uns angesichts der drohenden Katastrophen?

Schon allein aus diesem kurzen Abriss sehen wir, dass wir mehr Fragen als Antworten haben.

Auf der einen Seite haben wir die Nostalgiker, „früher war alles besser“, auf der anderen Seite die bedingungslosen Technoenthusiasten, wie Ray Kurzweil, Chefingenieur von Google oder Peter Diamandis, Direktor der Singularity University im Silicon Valley, beide der Überzeugung, dass wir in Zukunft im Überfluss leben werden und sich die Kluft zwischen Arm und Reich schließt. Das Werkzeug dazu sei der menschliche Geist unterstützt von der künstlichen Intelligenz.
Berechtigterweise stehen die meisten von uns solchen Aussagen skeptisch gegenüber. Schon allein deshalb, da Enhancement-Methoden (Verbesserungen am Menschen) sehr viel Geld kosten und die zunehmende Verarmung weltweit uns ein anderes Bild zeigt.

Doch positive Überraschungen hätten wir alle gerne, nicht wahr? 

Einige Beobachter, Historiker und Philosophen glauben, dass wir dadurch eine Gesellschaft von Göttern und sogenannten Useless erschaffen, wie der israelische Historiker Yuval Noah Harari schreibt und warnt.

Heute wird alles smart. Bald werden wir in Smart Cities leben. Dort ist dann alles miteinander vernetzt. Smart Cities werden nicht ohne den upgegradeten Menschen auskommen können. Je mehr wir uns dem technisch aufgerüsteten Menschen annähern, desto weiter begeben wir uns ins Internet Panoptikum, in dem eine ständige Überwachung möglich ist. Um etwaigen Überraschungen vorzubeugen, ist es wichtig uns zu informieren und am neuesten Stand der Dinge zu sein.

Auch die Cyborgisierung schreitet munter voran.

Laut Prof. Dr. Stefan Lorenz Sorgner, dem Spezialisten in Sachen Trans- und Posthumanismus,  waren wir schon immer Cyborgs, sprich kybernetische Organismen. Kybernetik steht für die „Kunst des Steuerns“. Allein unsere Sprache ist als technische Form zu sehen und schließlich ist jede Form von Erziehung in diesem Sinne als Steuerung zu verstehen. Steuerung wiederum gehört zum Überleben!
Unsere Behausungen, Hygiene und Kleidung sind unterschiedliche Formen von Steuerungen. Hinzu kamen Anästhetika, Antibiotika und Impfungen.
Viele von uns wären nicht mehr da, hätten wir nicht diesen Fortschritt gemacht.
Diese Gedanken erscheinen mir wichtig um weiter zu gehen, denn sie verfestigen die Aussage der kybernetischen Organismen!

Heute leben wir in einem zusehends stärker werdenden digitalisierten Umfeld. Niemand weiß wie sich die Verschmelzung von Mensch und Maschine entwickeln wird. Hypothesen und Spekulationen gibt es viele und so hat jeder Interessierte die Möglichkeit, sich zu informieren. Bücher, Vorträge, Youtube etc.
Die Mobilisierung vom unhandlichen PC hin zum wesentlich handlicheren Smartphone hat eine neue Stufe der Integration von Systemen erreicht. Um noch schneller und einfacher auf digitale Informationen zurückzugreifen, wird an den unterschiedlichsten Implantaten geforscht und gearbeitet.
Ein Beispiel: man versucht die laute Aussprache zu umgehen und die Gedanken direkt in digitale Information zu übersetzen – mittels einer Hirn-Computer-Schnittstelle. Die Zukunft des Tippens wäre dann das Denken. Mittlerweile hat auch Facebook diese Idee aufgegriffen und beschäftigt ein Team von sechzig Personen, um diese Erkenntnisse praktisch umzusetzen, wie Stefan Lorenz Sorgner in seinem Buch „Schöner Neuer Mensch“ NP & I, unter anderem schreibt und uns dazu aufruft, an den Diskursen teilzunehmen.

Wir sind auf einer Reise, die wir gerade erst begonnen haben und wissen nicht, wohin sie uns führt. Systeme zerbrechen oder bröckeln, Dualitäten werden aufgelöst (Dualitäten wie Mann/Frau, Eltern/Familie, Natur/Kultur usw.) Wir sehen und spüren wie unser altes Weltbild uns wie ein Teppich unter den Füßen weggezogen wird. Der Humanismus, auf dem unsere westlichen Werte aufgebaut sind, weicht einem neuen Weltbild. So machen sich an Think Tanks, Universitäten und anderen Forschungsstätten, so auch vermehrt an katholischen Universitäten, Leute Gedanken über das neue Menschenbild.

Für Transhumanisten ist der Mensch aus Fleisch und Blut nur ein Übergangsstadium im Prozess der Evolution. Der Mensch, als das noch nicht fest gestellte Tier! Der Mensch auf dem Weg ein Mensch zu werden!  

So wird die Transformationstechnologie eine wachsende globalpolitische Rolle spielen, die alle Bereiche unseres Lebens erfasst. Ob wir wollen oder nicht: wir sind schon längst Teil der biotechnologischen Revolution. Die Schnittstelle zwischen Mensch, Bewusstsein und Technologie wird zu einer der wichtigsten politischen Fragen werden.

Wir müssen uns darauf vorbereiten!

Ein neues Denken wird die Grundvoraussetzung für alles Zukünftige sein. Ein neues Denken, ineinander verschränkt und miteinander veränderbar, in ständiger Kooperation mit anderen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren, seien es Maschinen, Tiere, Computerprogramme oder Bakterien.

Tatyana von Leys

Danke Tatyana für deinen wunderschönen Blog – wenn ihr mehr Informationen zu Tatyana möchtet findet ihr die hier: https://www.tatyana-leys.com

Artwork by Tatyana von Leys / Kiss the future-classic reloaded

Künstlerin, Referentin, Autorin: Das kleine Buch zum neuen Denken/Technik und Macht ist Evolution neu gedacht
Erscheinungsdatum: Sept. 2018  – öffentlich vorgestellt während der Artweek Vienna 2018/Kunstraum Wien

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